Der Ursprung der Systemtherapie

Die Familientherapie hat mehrere Väter; doch ihre einzige Mutter ist Virginia Satir. Sie war die erste massgebende Frau in diesem Bereich.Virginia Satir war die berühmte Sozialarbeiterin, die in den 50-er Jahren als einzige Frau in der therapeutischen und wissenschaftlichen Männerwelt den Mut hatte, Risiken einzugehen, um Neues in Bezug auf Individuen und Familien auszuprobieren. 1959 gründete sie gemeinsam mit Jules Riskin und Don Jackson das Mental Research Institute in Palo Alto und startete 1962 das erste Familientherapie Trainingsprogramm in den USA. 1968 wurde sie Direktorin am Esalen Institute in Big Sur, wo sie bereits seit 1964 Lehrgänge anbot. 1972 begann sie ihre Arbeit mit Familiengruppen in Camps in freier Natur und mit Tiyspaye-Indianern in Süd-Dakota. 1977 gründete sie das Avanta-Network. Ihr Ziel war, Kollegen aus verschiedenen Ländern einzuladen, die sich mit ihrem Welt- und Menschenbild verbinden konnten und bereit waren, diese Ideen zu unterstützen und weiterzugeben. In den siebziger Jahren publizierte sie mehrere Berichte und wurde als einflussreichste Therapeutin unter 21 bekannten Namen genannt. Sie brachte in ihren Therapien und Seminaren ihren ganz speziellen Genius ein, wandelte Ideen anderer Schulen und Therapeuten so um, dass sie spielerisch und wohlgeformt zu ihrer Art passten. Deshalb war es nicht immer leicht, ihre angewandte Methode oder Technik zu konzeptualisieren. Virginia Satir forderte immer wieder durch ihre einfachen und kraftvollen Fragen heraus. „Wo hast du das gelernt? Wer hat dich das gelehrt ? Wann hast du diese Entscheidung gefällt ? Danach erwiderte sie: „Das ist dir nicht angeboren, du hast Wahlmöglichkeiten". Und dann sprach sie von Wachstum und Veränderung, von „healing". Jeder Person gab sie Nahrung für ihr Selbstwertgefühl, übermittelte gezielt schlicht gehaltene Informationen, zeigte Perspektiven für die weitere Entwicklung und Arbeit auf. So war sie für jeden nährende Mutter und überzeugende Wegweiserin zu neuen Pfaden.

Virginia Satir hat eine Vielzahl von Techniken und Methoden geschaffen und für die Familientherapie nutzbar gemacht. Diese Schätze sind inzwischen feste Bestandteile des Repertoires nicht nur Satirischer Therapeuten geworden. In einem Seminar sagte sie: „Wenn ich eine Botschaft habe, bevor ich sterbe, so ist es diese: Ein Ereignis bestimmt nicht allein, wie ich darauf reagiere. JedeR kann Wahlmöglichkeiten des Reagierens lernen, die ein Ereignis beeinflussen und lenken können. Dass heisst, dass der Umgang mit einem Ereignis ausschlaggebend ist und nicht das Ereignis an sich."

Wachstum und Veränderung sind möglich! Dafür ist Virginia Satir, die selbst eine schwere Kindheit und Jugend erlebte, der lebendige Beweis. Virginia Satir glaubte fest daran, dass jeder Mensch Entwicklungs- und Wachstumsmöglichkeiten in sich trägt, die im Verborgenen schlummern und darauf warten, reaktiviert zu werden. Auch war sie zutiefst davon überzeugt, dass jeder Mensch mit seiner Art, wie er mit anderen in Beziehung tritt, wie er seine Probleme löst, die für ihn derzeit bestmögliche Kommunikationsform wählt. Wie er oder sie mit anderen umgeht, spiegelt eigene Lernerfahrungen und den aktuellen Selbstwert wider. Gleichzeitig wirkt sich das Verhalten auch auf das Selbstwertgefühl der anderen aus, sodass die Menschen sich gegenseitig auch stärken oder schwächen können. Sind wir uns dessen bewusst, wählen wir vielleicht auch eher eine Kommunikationsform, welche eine förderliche Wirkung auf uns und auf jene hat, mit denen wir in Kontakt oder in Beziehung treten.


Wie kann man sich eine Arbeitssequenz vorstellen?

Meine Ausbildung als zertifizierte Systemtherapeutin habe ich im Institut für systemische Ausbildung abgeschlossen. Auch habe ich danach einige Weiterbildungen im gleichen Institut besucht, um meine Kenntnisse und Erkenntnis zu erweitern. Später hatte ich das Glück, mein "Rüstzeug" noch bei wunderbaren LehrerInnen zu ergänzen wie Bert Hellinger, Wolfgang Marquardt, Brigitte Lämmle usw.. Ich bin allen sehr dankbar für das, was sie mir auf meinen Weg mitgegeben haben. Irgendwann folgt dann der Zeitpunkt, wo man versucht, das Gelernte in die Tat umzusetzen und mit der Zeit feststellt, dass dies nicht einfach 1:1 möglich ist. Ich habe mir dann eine eigene Methodik der Systemtherapie angeeignet, die mir vom Wesen her entspricht und praxistauglich ist. Jeder Therapeut begegnet diesem "Phänomen" und es ist ja auch wunderbar, dass die entsprechende Therapieform dann auch die Handschrift des Ausführenden trägt und etwas ganz Individuelles an sich hat. Dank meiner langjährigen Hin- und Zuwendung zu allem Geistigen brach eines Tages das "Eis" und die "Verbindung nach oben" wurde geschaffen. Ich habe grossen Respekt und Ehrfurcht vor dieser Beziehung und bin immer wieder zutiefst berührt von den Bildern und Botschaften, die mir zuteil werden. Und das Schönste daran ist, dass die geistige Welt unglaublich humorvoll ist, was das Ganze noch erfüllter und freudiger gestaltet.

Die Systemtherapie nutze ich als "Rahmen" für meine Arbeit. Ein Klient (es sind immer beide Formen, d.h. auch die weibliche damit gemeint) schildert mir sein Anliegen und dieses wird nun eben - wie der Name "System" schon sagt, nicht isoliert betrachtet. Ich agiere als Begleiterin, zumal die Lösung bereits in jedem Einzelnen angelegt ist und nur der Zugang dazu geschaffen werden muss. Das System bildet nunmehr ein energetisches Feld, in welchem alles gespeichert ist, d.h. auch die Lösung angelegt ist. Dieses phänomenologische Feld (phänomenologisch wird es genannt, weil es sich wissenschaftlich nicht erklären lässt, warum ein solches Speicherfeld entsteht) nutze ich nunmehr, um mit dem Klienten die Hintergründe des Problems zu beleuchten, Verborgenes ans Licht zu bringen, Verdrängtes spürbar zu machen und schliesslich die Lösung in einem Prozess umzusetzen. Wichtig zu wissen ist, dass der Klient jederzeit bestimmt, wie weit er gehen möchte, welchen Schritt er vollziehen möchte oder eben auch nicht. Ich übernehme lediglich die Leitung und Führung, aber der Klient wählt und entscheidet.

Systemtherapie eignet sich für alle Lebensbereiche und kann überall dort eingesetzt werden. Auch gibt es nicht nur die Möglichkeit für Einzelsitzungen, d.h. auch Familien, Paare, Gruppen oder grössere Teams können von dieser Arbeit genauso profitieren.